Joh, normalerweise kann man sich ja vor Angeboten kaum retten. Hier was privates, da was großes, hier eine Band, da ein Haufen hübscher Damen. Ja, klar. Aber manchmal kommen kaum Angebote ins Haus geflattert. Dieses Jahr mussten wir uns zwischen zwei ernsthaften Sachen entscheiden: Clausomat spielt mit seiner Ramones-Coverband im Punkrock-Schuppen Nummer Eins in Köln - dem Sonic Ballroom, oder wir gehen auf eine stinknormale, öffentliche Popperfeier. Da wir ja Stil haben, sind wir selbstverständlich auf die Popperfeier gegangen! Das hat aber nur wenig damit zu tun, daß man da die ganze Nacht umsonst saufen kann, wenn man weiß wie es geht. Und es hat auch nichts mit dem kurzen Heimweg zu tun: Sogar kriechend unter zwei Minuten.
Alles klar, fast alle im Sonic, und der dreckige Rest auf die Popperfeier. Im Sonic soll es wohl total geil gewesen sein, die Band coverte die "Ramones Live" ein einem durch und mit Original-Ansagen, bekleidet mit 1A-Perücken. Nun gut. Gar nichts im Vergleich zu unserer prima Popperfeier.
Bei uns gab es so ein tolles Pfandsystem. Zwei leere Flaschen - eine neue. Und weil das Geld auf der Straße liegt, und leere Flaschen überall rumstehen, weil die meisten früh abknicken, muß man sich eigentlich nur noch bedienen. Wenn das mal nicht klappt, kennt man ja noch einen hinter der Theke oder bei der Getränkebonausgabe, und schon standen wir standesgemäß auf der Erhöhung am Ende des Raumes und fanden uns einfach nur total geil. Die Musik war erwartungsgemäß unter aller Sau - Top Ten von 1763 bis heute und zurück. Würg. Bis auf die halbe Stunde, in der sich wie gewöhnlich ein Herr Honululu Silver (seines Zeichens Sänger einer kleineren, links-militanten Parolen-Drescher-Kapelle!) an die Musikanlage gepfuscht hatte, und feinsten Rock und Metalkram über die Boxen schickte. Natürlich wurde er rasch vom Veranstalter enttarnt und weggeschickt, so daß der andere DJ seinen Scheiß weiter laufen lassen konnte.
In der Hauptsache standen wir den ganzen Abend da oben und haben alles wegbewertet. Der Posten wurde außschließlich zum Bier holen verlassen. Was auch sonst. Nebenbei habe ich den Kontakt gehalten zu einer Dame, die wir alle als "Ex-Olle vom P." kennen. Ich habe immer nachgefragt, wen sie denn heute so mitnehmen möchte. Und von Zeit zu Zeit kam sie dann vorbei, hat mir irgendeinen Typen präsentiert, und ich habe abgewunken. Dann hat sie den Kerl einfach stehen lassen. Die Gesichter von den Typen waren das Schärfste. Ist ja auch klar, da kommt eine Lady, tanzt und baggert an Dir rum, um Dich später irgendwem zu zeigen, und um Dich danach stehen zu lassen. Hö. Total geil!
Im Gegenzug habe ich sie auf jeden halbwegs coolen Typen aufmerksam gemacht, den ich von unserem Beobachtungsposten aus erspäht hatte. Und jedesmal meinte sie, sie würde ihn mal antesten. Sie tanzte also mit ihm rum, redete ein paar Takte, und kam wieder und winkte ab. An sich das übliche Popperspielchen, aber verdammt lässig durchgezogen, Respekt.
Gespräche, die nichts mit saufen zu tun hatten, haben wir brutal ignoriert! Pflichtbewusst!
Natürlich waren auch wieder Arschlöcher unterwegs, die Handys geklaut haben.
Im Vorraum lief Trance-/House-/Durchfallkacke. Ich habe mir echt Mühe gegeben, auch das mal kräftig abzufeiern. Ich bin aber kläglich gescheitert.
Punkt zwölf saß ich (ganz romantisch...) mit meiner kranken Lady auf dem Balkon wir haben uns das Feuerwerk angeguckt. Geigen, Harfen, Engelschöre. Nun gut, einige Zeit später bin ich zurück zur Popperfeier gegangen, um meine Arbeit fortzusetzen. Da fängt es ja erst an, spannend zu werden. Einer nach dem anderen knickt erbärmlich ab, alle drei Sekunden kommt wer mit einer neuen Superidee ("Wir müssen unbedingt mal...") und sogar mein Nachbar fängt fast das Heulen an, weil er glaubt, es nicht mehr auf eigenen Beinen nach Hause zu schaffen. Er verspricht mir allerhand Sachen, was er mir alles schenken will, wenn ich ihn bloß mit nach Hause nehme. Eieiei. Der Veranstalter persönlich hat noch ganz fadenscheinige Ideen, die was damit zu tun haben, das wir freien Eintritt beim Metalkonzert kriegen. Na klar, super, sind wir dabei. Ganz bestimmt. Weiß er bestimmt heute nix mehr von. Auch egal.
Die "Gespräche" werden wie gewohnt von Stunde zu Stunde immer anspruchsvoller, und sogar "die Ex-Olle vom P." schleppt einen recht coolen Typen an: Voll wie ein Eimer, hält sich für "den absolut besten Gitarristen der Gegend", und während er mir das so erklärt, muß er sich am Gerüst festhalten, um nicht umzukippen. So einer kriegt ja wohl selbstverständlich meinen Segen! Ich verspreche ihm noch, für ihn eine Band zu organisieren, wenn SIE mich morgen anruft, und erzählt, er war DER Beste, den sie je hatte. Er packt sie am Arm und schleppt sie raus. Doch, n bisschen cool! Sie hat übrigens nicht angerufen. Hätte mich auch gewundert.
So gegen fünf bin ich unglaublich stolz, weil ich endlich wieder breit wie der Ganges bin. Aber nach Hause gehen ist verboten. Macht auch viel mehr Spaß, Besoffenen bei ihren unkoordinierten Tanzstilen zuzugucken, und sich dabei ganz fest einzureden, daß die Musik ja gar nicht soo unglaublich beschissen ist. Bei den meisten Sachen weiß ich auch nicht mehr um was es geht, lache aber mal nett mit. Ha und nochmal ha. Gegen sieben dreht sich dann endlich alles, und Frank K. persönlich bläst zum Haja machen gehen. Doch, ne gute Idee!
Beim ins-Haus-kommen könnte ich schwören, wir waren mucksmäuschenstill! Aber das ganze Hause konnte uns minutiös unser ankommen schildern. Huppala.
Nun gut, Fazit: Super Abend! Und Partys kann man sich schön trinken. Wie alles andere auf der Welt auch! Und man sollte nie rumjammern, von wegen in anderen Städten gibt es ja soo viel tollere Partys, heul schluchz. BLÖDSINN!
Prost!
Und ich fände Berichte über euer Sylvester auch nicht schlecht...
The Kollege