...wie man es nicht macht!

Gespeichert von mieschka am So., 01.06.2003 - 23:38


Der mächtige Raki schreibt auf der Kinderhomepage wie man sich als Band zu verhalten hat wenn man es zu etwas bringen will. Davon habe ich keine Ahnung, aber ich kann euch erzählen wie man sich verhalten sollte wenn man zehn Jahre am Stück überhaupt keinen Erfolg haben will.

Grundsätzlich ist es auf dem Dorf wesentlich einfacher erfolglos zu sein als in der Stadt. Notfalls überzeuge deine Eltern aufs Land zu ziehen, am besten auf einen Bauernhof fernab jeglicher Zivilisation.

Als erstes sollte man so in der fünften Klasse spätestens seine erste Band gründen. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn man einen Bandnamen und ein Logo hat, und das auf jeden Tisch, an jede Häuserwand und auf jeden Rucksack sprüht noch bevor irgendjemand ein Instrument hat oder auch nur annähernd eins spielen kann.

Wird man auf diese Nebensächlichkeit aufmerksam gemacht gilt es diesen Klugscheißer nach allen Regeln der Kunst fertig zu machen.

Irgendwann wird es dann doch nützlich werden irgendein Instrument zu lernen, ungefähr zu dem Zeitpunkt wo die ersten Konzerte geplant werden. Die Verteilung vollzieht sich nach einem einfachen Schema: Jeder guckt zu Hause im Keller und auf dem Speicher ob da vielleicht irgendwas
rumliegt. Es sollte so ähnlich aussehen wie auf den Rockstarvideos, das heißt Blockflöten sehen nicht cool genug aus und fallen somit raus. Wer ein Instrument findet hat somit seine Position festgelegt. Die anderen müssen sich irgendwas leihen. Wer sich selber für den Größten hält singt. Alles klar.

Wie man so einen Gitarrenapparillo bedient steht in feinen Anfängerlehrbüchern wie zum Beispiel von Peter Bursch, die man natürlich nicht durcharbeiten sondern erst mal nur lesen sollte um dann die wichtigsten drei oder vier Seiten in Ansätzen auszuprobieren.

Schlagzeug spielen kann eh jeder und beim singen sollte es die ersten drei Jahre nur um die Wortwahl und nicht um Töne gehen. Alles klar, der Schule Bescheid geben das man eine Band hat, schon kann man auf der Schuldisco seine ersten Einfältigkeiten zum besten geben. Je mehr Leute es kacke finden desto besser. Finden es alle kacke dann habt ihr eine Lebensaufgabe gefunden.

Ab da sollte es Hauptaufgabe sein sich im Proberaum (oder Kinderzimmer) einzuschließen um die ganze Zeit Überhits zu komponieren die nach Möglichkeit nicht mehr als drei Akkorde haben sollten, und die müssen konsequent hoch und runter gespielt werden. Von so was wie Songaufbau sollte man sich stets distanzieren.

Des weiteren muss man die ganze Zeit jammern das niemand anruft um die Band einzuladen und sich gegenseitig immer versichern das man die geilste Band hat die man haben kann. Andere Bands sind grundsätzlich kacke, nur aus dem Grund weil es nicht die eigene ist. Kooperationen mit Leuten aus anderen Bands stehen unter Todesstrafe.

Irgendwann kommt man nicht drum herum ein Demo aufzunehmen. Dazu sucht man sich das arroganteste Arschloch mit der größten Fresse aus um ihm für eine lächerliche Schrottaufnahme das ganze Taschengeld der letzten Monate in den Arsch zu blasen. Kurz später sollte man das Demo dem Müll übergeben.

Man sollte so viel Zeit wie irgend möglich damit verbringen Musikvideos auswendig zu lernen und parallelen zur eigenen Band herauszuarbeiten. Dann sollte man so schlecht es nur geht Riffs und Licks klauen um sie mit dem erbärmlichsten Sound schlecht gespielt wiederzugeben.

Somit wären die ersten drei Jahre mehr als ausgefüllt.

So langsam fängt es an sich musikalisch zusammenzufügen. Das will heißen: Man sollte langsam merken das man eine Gitarre mehr als einmal im Jahr stimmen muss und das sich das kaputte Snarefell nicht von selber repariert. Außerdem wird es langsam Zeit das Mikrofon von der E-Gitarre
wegzunehmen und sich ein Kabel zu besorgen. Die Stereoanlage dient auch nicht weiter als PA und weicht den ersten monströsen 10-Watt-"Verstärkern".

Frisch ausgerüstet braucht man keine Konzerte klarmachen weil man ja jetzt keinem mehr was beweisen braucht. Man weiß ja wer der beste ist. Muss man trotz größter Bemühungen im Probekeller zu verrecken doch mal auf irgend eine Bühne sollte man sicherstellen das man keine Gage bekommt, die komplette PA selber ankarren muss (man hat natürlich selber keine!) und das auch ja keiner Werbung macht damit auch bloß keiner kommt. Um so Nebensächlichkeiten wie ein Bus zum Transport der selber gebauten, tonnenschweren Boxen wird sich frühestens drei Stunden vor Konzertbeginn gekümmert.

Jetzt das wichtigste, nur für Profis:

Konzerte müssen immer was besonderes haben. Zum Beispiel empfiehlt es sich brennend Samstags neben einer Ampel an der Kreuzung seinen Schund aufzubauen, nur weil der Besitzer von dem Sportgeschäft daneben glaubt das die Leute in Scharen in seinen Laden stürmen werden! Das bringt es voll! Das ist der Karriereschub für deine Band.

Des weiteren sollte man keine Mühen scheuen auch auf Geburtstagen von irgendwelchen Freunden im Garten unterm Holzdach zu spielen, die wiederum nur Freunde haben die ausschließlich komplett andere Musik haben wollen. Beispiel: Schraddelpunkband / Ballermannpublikum. Zwischenrufe wie "Ey, macht ma n Anton!" sind als großes Kompliment zu werten.

Wenn das Bistro im Heimatdorf einen gemütlichen Nachmittag im freien mit Kaffee und Kuchen plant und sogar Bullriding anbietet sollte man auf jeden Fall dabei sein. Man stellt sich am besten auf einen gammligen Hänger. Dann wartet man einfach ab ob nicht jemand kommt, und wenn man festgestellt hat das tatsächlich niemand kommt fängt man an.

Am wichtigsten sind Flohmärkte in der Schule. Man sollte sich am besten zwischen dem Briefmarkenstand und der Schmetterlingsausstellung positionieren, denn da tanzt für gewöhnlich der Pogo-Mob.

Wenn dann Geschwisterliebe gecovert wird sollte der Schrei markerschütternd sein, so das Omi sich am Schwarzwälder Kirsch verschluckt und sich beschwert.

Das Tüpfelchen auf dem i bildet dann ein Konzert deiner Band in der Dorfdisco ewig viele Käffer weiter. Das Konzert sollte so wenig wie möglich beworben werden, das euch die genervten Discoprolls auch richtig schön hassen für die untanzbare Musik die da plötzlich die schönen Chartkracher unterbrechen. Zwei Besoffene Metaller sollten dann noch bei einem Death-Metal-Jam ins Mikrofon gröhlen und schon könnt ihr eine weiteres Dorf euer eigen nennen.

Wenn dann mal alles irgendwie zu glatt gehen sollte kann ja immer mal jemand aussteigen. Man sollte es eh vermeiden, länger als fünf Monate mit den gleichen Leuten zu spielen. Denn jemanden einzuproben dauert viel länger als alles andere und bringt zudem absolut nichts! Ganz zu schweigen von der ewigen Sucherei bis sich mal jemand findet der blöd genug ist in deiner Band zu spielen.

Dann werdet ihr merken, das bereits sechs bis sieben Jahre ins Land gezogen sind in denen ihr nichts, nichts, und nichts geschafft habt. Dann kann man prima spekulieren woran es liegt. Am Mikro? Falsches Kabel benutzt?

Spätestens ab da sollte man sich richtig fies auf die Nerven gehen. Und das Tag für Tag. Das zieht man dann noch mal geschmeidige zwei, drei Jahre durch. Dabei darf man sich bloß nicht im klaren darüber sein warum man sich das eigentlich antut.

Irgendwann sollte man sich trennen, das man ja auch nicht in die Verlegenheit kommt das die letzten Jahre was gebracht haben könnten!

Puuh, gerade noch so geschafft.

Herzlichen Glückwunsch! Applaus! Luftballons! Du hast gerade mal ganz lässig zehn geschmeidige Jahre total und komplett die Toilette runtergespült. Super! Astrein! Sauber!

Selten so gelacht.

The Kollege