BWB-„Schweiztour“ 2003...

Gespeichert von mieschka am Do., 16.10.2003 - 17:02

...oder The biggest & costliest BWB-Tour ever oder Nur Idioten hier auf dieser Welt oder Raststättenfußball!!! oder Applaus für Kaiser! oder Was weiß ich…

Ihr müsst Euch das so vorstellen. Wenn wir eine ganze lange Zeit mal nicht unterwegs waren juckt es mich dermaßen in den Fingern, Füßen usw., daß ich unbedingt mal wieder raus muss. Auf Tour. Aus irgendwelchen Gründen dachte ich mir Anfang des Jahres, daß wir, wie alle großen deutschen Rockbands, doch unbedingt mal in die Schweiz müssten. Die Kontakte waren schnell über www.punkportal.de hergestellt und so ergab es sich, daß mit dem 12. und 13. September, mit einem halben Jahr Vorlauf, also im März 2003, zwei relativ feste Gigs in im Banken- und Taschenmesserland bestätigt bekommen hatten. Ursprünglich sollte das ganze eine Woche später starten, aber da ich von Fabi Pfeffer striktes Konzertorganisierungsverbot erteilt bekommen habe, für Tage an denen jemand aus seiner Verwandtschaft Geburtstag hat, konnte ich das Unglück noch abwenden und die Gigs eine Woche vorverlegen. Freudig im Proberaum angekommen, erkläre ich den Jungs, was ich organisiert habe & bekomme erst einmal ein ungläubiges Kopfschütteln. Ist ja noch Zeit. Da kann noch viel passieren. Wie Recht sie behalten sollten.

Da so eine Tour in die Schweiz ja doch recht weit ist, dachte ich mir, ist es aber auch noch besser einen Gig für den Tag darauf oder davor zu bekommen & trat mit dem Flo von BACKSLIDE bei Ihrem Tourzwischenstopp mit DRITTE WAHL und EXPLOITED in Berlin in Kontakt, von dem ich wusste, daß er auch des Öfteren Konzerte organisiert hat. Und er kommt ja aus der Freiburger Ecke, was ja praktisch direkt vor der Schweizer Grenze liegt. Leider hat er dahingehend seine Aktivitäten auf Eis gelegt, versprach mir aber, ein paar Kontakte zukommen zu lassen, die so was in dieser Region noch tun würden.

So kam wiederum der Kontakt zu Oli von, damals noch OLI & ELA RECORDS, jetzt RANDALE RECORDS zustande, der meinte: „Klar, ich mache am besagten Wochenende ein Festival. Und da wollte ich sowieso am Tag vorher, den 11.9. was machen.“. Man was hatte ich mich gefreut. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, an einem Donnerstag noch einen Gig rein zu bekommen. Und so nahm das Unglück seinen Lauf…

Mitte August teilt mir der Veranstalter des einen Gigs in der Schweiz mit, daß der Laden an diesem Tag doch schon gebucht ist. Für eine Technoparty. Wenn wir so was ähnliches machen würden, könnten wir an dem Tag auch gerne dort spielen. Haha, wie witzig. Die scheinen nicht mal in unsere CD rein gehört zu haben. Naja, egal, ich kriege das schon noch irgendwie hin. Ich telefoniere und maile in der Welt herum und bekomme den Kontakt zu Tom (ex-BILDungslücke). Der hat wiederum die tschische Punklegende „E!E“ am Start und will uns gerne unterbringen, wenn wir sie bei den anderen beiden Konzerten mitnehmen. Kein Problem, meine ich. Dann ist ja alles in Butter.

Denkste. Knapp zwei Wochen vor unserem einzigen Gig in der Schweiz, sagt uns der Veranstalter ab, weil man die Möglichkeit bekommen hat bei irgendeinem Festival als Club das Catering zu machen, was natürlich mehr Geld für den Club bringt als ein Konzert zu veranstalten, was schon ein halbes Jahr geplant ist. Naja, wenn die Penunsen rufen, folgt man dem Geruch des Geldes gern… Oder so ähnlich. Damit fiel also schon mal der erste Gig der „Tour“ flach.

Mittwoch, 10.9.2003: Nach wochenlanger Suche nach einer günstigen Fahrgelegenheit – Wir wollten schon mit einem Bus fahren, da wir dachten, so kämen wir günstiger bei weg und außerdem ist es ein besseres Feeling, wenn man so schön zusammen sitzt. - bekomme ich am Wochenende zuvor noch einen Tip, wo man günstiger als bei SIXT, EUROPCAR und wie sie auch alle heißen, einen Bus mieten kann. Schnell im Netz danach gesucht und siehe da: HIGHWAY TIGER in Kreuzberg vermietet tatsächlich relativ günstig Bandtourbusse. Später stellt sich heraus, daß es sich beim Betreiber der Firma um den ehemaligen Sänger Kreuzberger PunkROCKband SCOT FREE, Noppa handelt. Ja und nun stehe ich vor unserem Schätzchen. Das erste Mal in unserer Bandkarriere haben wir uns einen Bus gemietet. Und was für einen. 9-Sitzer, Riesenladefläche und Bett. Zumindest von der Ladefläche her hätten wir noch 2 weitere Band mitnehmen könne, stellen wir fest, als wir das ganze Zeug noch am Abend einladen. Schließlich sollte es ja Donnerstag früh um 8 Uhr losgehen. Aber wer uns kennt, der weiß, daß wir noch nie so richtig pünktlich losgekommen sind, wenn es auf Tour ging.

Verhältnismäßig pünktlich schaffen wir es, zusammen mit Naddel als Merchvertretung und Kaiser von Oderflut (www.oderflut.de) um 9.00 Uhr Frankfurt (Oder) zu verlassen. Wir mussten aber noch kurz nach Berlin rein, weil wir noch 3 Leute, über die Mitfahrzentrale vermittelt, mitnehmen mussten. Kann ja nicht schaden, etwas mehr Geld einzunehmen. Wer weiß wie viel am Wochenende überhaupt für uns übrig bleiben sollte. Außerdem ist es (zumindest für uns) lustiger auch mal andere Gesichter zu sehen. Am Anfang fanden sie es wohl auch lustig, mal mit einer Band auf Tour zu sein. Später wurde es auf den „billigen“ Plätzen aber immer ruhiger. Keine Ahnung warum. Die Musik war laut und gut. Und bis auf mir als Fahrer, schmeckte, glaube ich, auch jedem sein Bier ganz gut. Unter den 3 Mitreisenden war ein Australier, der in Europa ein wenig herumreisen wollte. An sich nicht schlecht, später fragen wir uns aber wie er das schaffen will. Aber dazu an anderer Stelle mehr.

Alle waren wir gut gelaunt. Schön die A9 runter tuckern, ab und zu ´n Tankstop. Nichts Besonderes. Einen Fußball wie sonst hatten wir nicht mit. Dafür eine ausgefüllte und mit allen Punkten versehene ARAL-Tankkarte. Es lief gerade eine Aktion, wo man für eine eben solche Karte einen Fuß-, Volley-, Basket-, oder ein paar Tennis- oder Golfbälle umsonst bekam. Für einen Euro mehr auch noch ne Ballpumpe dazu. In Berlin und Frankfurt waren die Dinger gerade aus. Und kam mal eine Lieferung, waren die Bälle nach spätestens einer Stunde schon wieder aus. Ich machte mir große Hoffnungen, wenigstens an irgendeiner anderen ARAL-Tankstelle einen Fußball zu bekommen. Schließlich lagen ca. 2400 km vor uns.

Und weiter die A9 runter. Immer noch nix Besonderes. Für einen Schmunzler sorgt nur unser Rettungssanitäter Robert, der uns weismachen will, daß in der „Münchberger Senke“, die wir gerade durchfuhren, vor Jahren mal ein Auffahrunfall geschehen ist, bei dem auf 800 Metern 1000 Autos in einander gefahren sind. Er meint, er hätte das auf einem Video gesehen bei der Ausbildung. Später relativiert er das aber und korrigierte die Zahl auf „eine ganze Menge“. Für alle, die es genau wissen wollen: Ich habe mal im Netz gesucht und fand heraus, daß 170 Autos waren. Ein kleiner aber feiner Unterschied. Kaiser bekommt seinen ersten Applaus, weil er mit uns mitgefahren ist. Noch genießt der ihn. In den folgenden Tagen lernte er aber, ihn zu hassen, weil er ihn von nun an bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zu hören bekam. Auf Tour kommt man eben auf blöde Ideen. Glücklicherweise haben wir auf dieser Tour noch nicht das „Headnut-Bashing“ erfunden, was erst eine Woche danach kam…

Ja und dann war es auch schon bald soweit. Kurz hinter Nürnberg kam der Anruf vom Veranstalter des Konzertes heute Abend in Rottweil. Er meinte, die Stadt stellt sich quer und hätte ihm für das heutige Konzert keine Ausschankgenehmigung erteilt. Daher könne das Konzert nicht stattfinden. „1000 mal Entschuldigung.“, „Ja, was machen wir nun?“, „Äähh, Ihr seid schon unterwegs!?“ usw. Das senkt die Stimmung im Bus natürlich gewaltig.

Auch sein Zusatz: „Äähh, in Offenburg soll heute noch eine Band spielen. Vielleicht kann ich Euch dort unterbringen…“ kann uns nicht wirklich aufheitern. Denn schon jetzt glauben wir so richtig daran nicht. Wir fahren erstmal weiter und hoffen einfach.

Erstmal mussten wir einen kleinen Umweg nehmen und direkt in Stuttgart rein fahren, weil die erste „Mitfahrerin“ abgesetzt werden musste. Stuttgart ist eine hässliche Stadt und ich muss ständig an das Lied von WTZ „Stuttgart“ denken. Lustigerweise fahren wir auch direkt nach dem wir sie abgesetzt haben auf der Autobahn durch das WÜRMTAL, woher ja der Name besagter Kombo herrührt.

Nach ca. 12 Stunden Fahrt treffen wir endlich in Rottweil ein. Dort erwarten uns bereits Oli und Tom mit hängenden Gesichtern. Auch Offenburg hat nicht geklappt & E!E sind bereits nach Hause gefahren. Kann man ihnen nicht übel nehmen. Während Oli ziemlich bedröppelt dasteht und nichts so richtig mit sich anzufangen weiß, ist Tom um einiges fitter und lädt uns am morgigen Tag zu sich nach Wiesbaden ein, daß wir wenigstens einen Platz zum schlafen haben. Für heute hatten wir Gott sei dank einen Schlafplatz bei meiner Freundin, die ursprünglich ganz aus der Nähe von Rottweil kommt. Wir verbleiben so, daß wir es uns überlegen. Erstmal wollten wir irgendwo was trinken gehen und dann auch nur noch schlafen…

Teil II - folgt(e nicht) ;-)