Wie mache ich mich unvergesslich?

Gespeichert von mieschka am Mi., 01.09.2004 - 00:15

Wie mache ich mir einen schönen Abend?

Wieder nichts zu tun, im Fernsehen läuft nichts, die scheiß Pornos schon hundert Mal gesehen und Bescherung ist heute Abend auch nicht? Na gut, auf zu der bekackten Scheißband um die Ecke in einen kleinen Club. Aber vorher: Arsch zuhauen. Dann geht es „auf Schicht“.

So, während dem Abend kriegt man eh nichts mehr mit. Wie also kriegt man es hin, das man wenigstens später irgendwann mal was davon hat? Wie macht man sich unvergesslich?

Kein Problem.

Geh schon zum Soundcheck hin und gib blöde Kommentar ab. Egal was: Gitarre lauter, mehr Bass in den Gesang oder bringt dem Schlagzeuger doch einer mal n Bier. Bleib konsequent, auch wenn Dich einer bittet doch mal die Schnauze zu halten. Damit wäre der Grundstein gelegt. Gehe danach zu den Bandmitgliedern und bitte für Deine großzügige Hilfe um ein Bier. Das wirst Du wahrscheinlich nicht bekommen. Dann geh zum Mischer, zum Mercher, zum Veranstalter oder zum Papst. Irgendwann fliegst Du raus.

Dann gehe zum Bandbus und warte bis irgendwer kommt. Erkläre groß und breit, wie geil Du doch „das eine Lied da“ findest. Das darf natürlich keins von der Band sein. Irgendwann wirst Du alleine stehen gelassen.

Dann heißt es: Saufen und auf Einlass warten.

Weitersaufen.

Wenn Leute fotografieren, dränge Dich penetrant ins Bild. Denn Dein Gesicht ist das Schönste! Achte aber darauf, das Du auf ein Konzert mit friedlichem Publikum gehst, irgendwas für Kiddies. Es sei denn, Du stehst drauf, von einer Horde Drei mal Drei Meter-Schläger zusammengefaltet zu werden.

So. Jetzt existieren schon mal ein paar Bildchen von Dir. Wahrscheinlich irgendwann irgendwo im Netz zu finden, mit so Untertiteln wie: „Der nervige Typ da neben mir war kackbreit und ist uns tierisch auf den Sack gefallen.“

So, ist doch schon mal was.

Wenn Du merkst, das die Umbaupause beginnt, und die Bands aufgrund der Schlepperei von Boxen, und wegen Soundcheck was zu tun haben (und wahrscheinlich sogar im Stress sind), dann geh zu dem, der richtig fies genervt aussieht, und fang an Dich groß und breit zu entschuldigen, das Du eben beim Sound helfen wolltest. Wenn er Dich dann abwimmeln und auf die Bühne gehen will, sag ihm das sei jetzt furchtbar unhöflich und Du willst Dich ja gerade entschuldigen und das Du ihm das jetzt übel nimmst. Nichts auf der Welt kann man weniger gebrauchen.

Mit etwas Glück erscheinst Du später im Tourtagebuch der Band. Das kannst Du auch noch sicherstellen, indem Du die ganze Zeit diesen Song forderst, der überhaupt nicht von der Band ist. Aber bitte mit Überzeugung und Hingabe. Und in jeder Stimmpause musst Du irgendein Bandmitglied zu Dir rufen und nach dem Song betteln. Das ist so unglaublich saunervig, das vergisst man nicht. Also nicht aufgeben: Betteln.

Am Besten gehst Du auch noch zur Theke, verlangst nach Bandbier für auf die Bühne, bringst das auch bis zum Bühnenrand, säufst es aber selbstverständlich ganz alleine.

Wenn Du dann kaum mehr stehen kannst, schnapp Dir einfach das Mikro des Sängers, am professionellsten natürlich wenn er gerade singt, und singe das Stück, wonach Du die ganze Zeit gebettelt hast. Also der Gipfel des Nervertums!

Wenn die Band dann fertig ist, und abbauen muss, was ja eine anstrengende und nervige Arbeit ist, dann gehe abermals zu den Leuten, und bedanke Dich dafür, das sie das Lied doch gespielt haben. Wenn sie dann irgendwie sauer reagieren, versichere ihnen, das sie die geilste Band der Welt sind, und der Song besser ist als alles auf der Welt. Sag hundert Mal hintereinander Danke.

Wenn Du jetzt noch bei der Party hinterher einen kleinen Strip auf der Bühne, Backstage oder im Bandbus hinlegst, dann hast Du Dein Werk vollbracht. Vergiss nebenbei die ganze Zeit nicht, jede freie Sekunde irgendwelchen Mädchen zu sagen, sie hätten die schönsten Haare die Du je gesehen hast. Oder Ohrringe, oder Schnürsenkel. Und wenn Du auch noch die Freundin vom Sänger ins Bett kriegen solltest, dann hast Du ganze Arbeit geleistet, und darfst Deine Schicht beenden und Feierabend machen. Du hast dich absolut unvergesslich gemacht und einen wunderschönen Abend gehabt, den Du Dir hinterher von Deinen Freunden erzählen lassen kannst. Glückwunsch.

Prost.

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